Wie im ersten Teil meiner Blogserie zu „Digitale Medien an Schulen“ berichtet (siehe Teil 1 des Blogbeitrags ), stellt der Bund in den kommenden fünf Jahren für alle knapp 40.000 Grundschulen, weiterführenden allgemeinbildenden Schulen und Berufsschulen rund 5 Milliarden Euro zur Verfügung, um diese mit digitaler Ausstattung wie Breitbandanbindung, W-LAN und Geräten zu versorgen. Nun möchte ich im zweiten Teil den Fokus auf Lehrer und Lehramtsstudenten richten. Ich durfte sie zum Thema „Digitale Medien an Schulen“ interviewen und erhielt in ganz vielfältiger Weise einen Einblick in deren schulischen Alltag.
Dass die meisten Schülerinnen und Schüler den Einsatz digitaler Medien an Schulen begrüßen, dürfte jedem klar sein. Denn diese Generation der „digital natives“ nutzt verschiedenste Geräte wie Smartphone oder Tablets längst tag täglich in ihrer Freizeit. Diese Generation ist heiß darauf, mehr über IT und Programmieren zu erfahren. Und – sie möchten ihren schulischen Alltag mit technischen Geräten ergänzen!
Nun gehe ich beim heutigen Blogbeitrag der Sache auf den Grund: Wie integrieren Lehrer und Lehramtsstudenten digitale Medien in den schulischen Alltag? Worin sehen sie Vorteile für die Schüler und der Unterrichtsgestaltung und wo liegen die Herausforderungen im Umgang mit digitalen Medien?
Wie Lehramtsstudenten medienpädagogische Fachkompetenzen während des Studiums erlangen
Was mir bei den Interviews mit den Lehrkräften und Lehramtsstudenten sofort auffiel – gerade bei der jüngeren Generation der Lehrerschaft ist großes Interesse da, den Unterricht mit digitalen Medien zu verbinden. Während des Studiums gaben die Lehrkräfte an, Medienpädagogik zu einem wichtigen Teilbereich des Didaktikstudiums zu zählen. Hier konnten sie sich in unterschiedlicher Weise medienpädagogische Fachkompetenzen aneignen. Neben der Didaktik sei auch das digitale Whiteboard Teil des Studiums gewesen. Das digitale Whiteboard ist eine elektronische Projektionswand, die in Verbindung mit einem Computer und einem Projektor/Beamer funktioniert. Sie ermöglicht es den Lehrern den Unterricht interaktiv zu gestalten und damit alle Medien wie Text, Grafik, Bilder, Animationen, Töne und Filme zu präsentieren. Zusätzlich wurde unter dem Begriff „MALL“ (mobile assisted language learning) auch auf das mobile Lernen hingewiesen, was u. a. Smartphones und Tablets umfasst, um gerade die Förderung der IT-Kompetenzen zu nutzen.
Bei der Frage, inwieweit sie digitale Medien in ihrem beruflichen Alltag nutzen würden, wurden ganz unterschiedliche Beispiele genannt. Eines davon sei z. B. die Nutzung eines Smartphones für Sprachaufnahmen im Englischunterricht. So würde man die Aussprache trainieren und gegebenenfalls verbessern können. Das Internet würde den Unterricht sinnvoll ergänzen. Zum Beispiel würde über YouTube-Videos nochmal die Grammatik trainiert oder Informationen zu Aufgaben in Erdkunde oder Geschichte recherchiert. Digitalisierung sei somit sowohl Gegenstand von Bildung, als auch Werkzeug im Bildungsprozess.
Konkrete Anregungen und Tipps zur Unterrichtsgestaltung mit digitalen Medien hole man sich in diversen Lehrerfortbildungen oder bei Ansprechpartnern in der Schule, die sich in diesem Rahmen ausgiebig fortgebildet haben (z. B. medienpädagogisch-informationstechnische Beratungslehrkräfte oder Systembetreuer). Auch das Internet diene dem Austausch, beispielsweise in Lehrer- und Referendariatsforen. Didaktische Fachzeitschriften und Fachbücher stünden den Lehrkräften auch zur Verfügung.
Digitale Medien gehören längst zur Lebenswirklichkeit von Schülern dazu
Natürlich habe ich meine Interviewpartner auch nach Vorteilen für Schüler befragt, wenn diese digitale Medien im Unterricht nutzen dürfen. Alle befragten Lehrer betonten, dass digitale Medien zur Lebenswirklichkeit der Schüler gehörten und diese auch gezielt im Unterricht zum Einsatz kommen sollten. Ohne eine souveräne Verwendung digitaler Werkzeuge, werde es für Schüler heutzutage sehr schwierig, sich im Arbeitsleben durchzusetzen. Zudem führe ein Einsatz von digitalen Medien in der Schule zu einer höheren Motivation der Schüler. Durch den Einsatz des kostenlosen Instant-Messaging-Dienst „Skype“ sei im Englischunterricht ein verbaler Austausch mit der Partnerklasse in England möglich. Das erhöhe nicht nur spielerisch die Sprachkompetenzen der Schüler, ihnen werde auch bewusst, warum Englisch als lingua franca für sie persönlich bedeutsam wird. Im Geschichtsunterricht seien dank digitaler Medien virtuelle Exkursionen möglich, wenn für eine externe Exkursion z. B. Geld oder Zeit fehle. Hier wurde klar betont, dass reale Exkursionen keinesfalls durch virtuelle Touren ersetzt werden sollen. Dennoch bieten virtuelle Touren den Schülern ganz neue Möglichkeiten durch klare Aufgabenstellungen Orte interaktiv zu erkunden. Somit gelänge es dem Unterricht im Wechsel mit unterschiedlicher Unterrichtsmethoden lebendiger zu gestalten.
Wie lernförderlich sind digitale Medien?
Bei der Frage inwiefern die Wirksamkeit von digitalen Medien lernförderlich sein könne, gab es auch hier Übereinstimmungen bei den interviewten Lehrkräften. Gerade durch Präsentationen mittels digitalen Medien können unterschiedliche Lerntypen angesprochen werden und somit zur Kognitivierung und Differenzierung dieser beitragen. Der Einsatz von digitalen Medien würde zudem das Lernen intensivieren, da der Inhalt nicht nur durch einen Lehrer vermittelt würde, sondern auch beispielsweise mittels Tutorial-videos auf YouTube. Intensive Sprachtrainings seien dank Skype mit anderen Schülern weltweit möglich und fördern nicht nur die Motivation für das Sprechen anderer Sprachen, sondern bieten auch eine anregende Abwechslung im schulischen Alltag. Sozial- und Selbstkompetenzen können Schüler dadurch erlangen, indem sie für selbst publizierte Ergebnisse Verantwortung übernehmen und mit anderen Schülern zusammenarbeiten würden (z. B. bei der Erstellung einer Homepage). Digitale Medien eignen sich vor allem für einen projektorientierten Unterricht, in dem Schüler spielerisch in Methoden- und Sachkompetenzen gefördert würden.
Herausforderungen im Umgang mit digitalen Medien an Schulen
Bei der Frage wo denn die Herausforderungen lägen, digitale Medien im Schulunterricht zu nutzen, haben alle Interviewpartner sehr umfassend geantwortet. Eine angehende Lehrkraft fand es besonders wichtig, die sogenannten LAZE-Prinzipien bei Nutzung digitaler Medien zu beachten. Das bedeutet: das Lernziel muss klar definiert sein, eine klare Aufgabe muss gestellt werden, ein genauer Zeitrahmen muss abgesteckt werden und am Ende müssen sichtbare Ergebnisse eingefordert werden. Eine andere Herausforderung sei es, dass oft zu wenig Medien verfügbar seien (PCs, Tablets etc.) und die technische Infrastruktur an Schulen so schlecht sei, so dass es oft zu Problemen mit der Internetverbindung käme. Die Fülle des Lehrplans würde es zudem schwierig machen, zeitintensive digitale Medienangebote effektiv zu nutzen. Für die Anwendung des digitalen Whiteboards im Unterricht würde es bis dato sehr wenig Materialien geben, die die effektive Nutzung fördere. Zudem bestünde die Gefahr, dass sich Schüler durch das Whiteboard nur berieseln lassen würden. Eine weitere Herausforderung sei das oftmals nicht vorhandene technische Verständnis gerade auf Seiten der Lehrer, als auch bei den Schülern. Auch die fehlende Lernbereitschaft Seitens vieler Lehrkräfte sich mediendidaktische Kompetenzen anzueignen, gerade wenn das Studium einige Jahre zurückläge, wurde bemängelt. Es sei zudem wichtig die Schüler nicht mit einer Informationsflut zu überfordern. Ihre Urteilsfähigkeit müsse geschult werden, damit sie unselektierte Inhalte nicht unkritisch übernehmen würden.
Ängste und Vorurteile gegenüber digitalen Medien an Schulen
Auf die Frage hin, wie Ängste oder Vorurteile gegenüber digitalen Medien an Schulen zu bewerten seien, kam das Thema Datenschutz zur Sprache. Dieser sollte immer gewährleistet sein! Gerade die ältere Lehrerschaft, die auch im Alltag wenig Berührungspunkte mit neuen Medien hätten, würden sich in vielen Fällen negativ gegenüber digitale Medien an Schulen aussprechen. Hier wurde von den interviewten Lehrkräften ausdrücklich erwähnt, dass digitale Medien den Unterricht ergänzen und gezielt eingesetzt werden und sicherlich nicht den gesamten Unterricht ausmachen sollten. Durch die Einhaltung der oben erwähnten LAZE-Prinzipien sei gewährleistet, dass die Schüler digitale Medien nicht willkürlich und unbegrenzt im Unterricht nutzen und am Ende auch ein Ergebnis und somit eine Lernsicherung erzielt werde. Zudem wurden Ängste bzw. das Vorurteile angesprochen, dass digitale Medien nur ein oberflächliches Wissen vermitteln und die Schreibfähigkeit der Schüler verkümmern würden. Auch hier stellten die Interviewpartner klar, dass digitale Medien nur ein Teilbereich des Unterrichts seien und die traditionellen Unterrichtsmethoden natürlich auch zur Anwendung kommen sollten.
Am Schluss ging es im Interview noch darum, welche Art von digitalen Medien meine Interviewpartner gerne in Zukunft im Unterricht einsetzen möchten. Sie sprachen sich klar für Tablets aus oder auch für das oben erwähnte digitale Whiteboard. Natürlich kamen auch die Schulbücher des Helbling Verlags zur Sprache, für die wir dieses Jahr verschiedenste digitale Inhalte ergänzend zum Schulbuch entwickelt haben.
Als Fazit sprachen sich die interviewten Lehrkräfte für den gezielten Einsatz von digitalen Medien an Schulen aus. Wir würden schließlich alle in einer Medienwelt leben und der gezielte Umgang mit neuen Medien solle in der Schule gefördert werden, damit die Schüler am Ende ihrer Schullaufbahn über eine umfassende Medienkompetenz verfügen. Diese sei essentiell für eine demokratische und globalisierte Gesellschaft.
Ein schöner Schlusssatz wie ich finde! Vielen Dank an alle meine engagierten Lehrer/innen und Lehramtsstudenten/innen für ihre Zeit und das sie mir Rede und Antwort gestanden haben.
Im letzten Teil dieser Blogserie ziehen unser Geschäftsführer Torsten Biermann und ich ein ganz persönliches Fazit zum Thema „Digitale Medien an Schulen“. Als Eltern und Teil einer Agentur für neue digitale Medien befassen wir uns tag täglich mit diesen Themen und durften bereits viele Erfahrungen sammeln. Wir werden kritisch und ehrlich im nächsten Teil berichten.
Lisa Krüger, Head of the Cool Stuff und Digital Native. Bei Treffpunkt Idee zuständig für PR & Marketing. Zudem ist sie Teil der Mastermind Bloggers und bloggt passioniert über Treffpunkt Idee und aktuelle Projekte.